Der zentrale Waschplatz Dhobi Ghat im Westen der Metropole Mumbai ist der größte Waschsalon der Welt. Er besteht aus 826 Waschplätzen - ca. 5.000 Personen arbeiten dort. Jeder, der hier etwas zu waschen hat, bringt es hier her - Krankenhäuser, Hotels, Privatleute - einfach jeder. Ein Bettlaken kostet ca. 4 Cent, ein Kissen ca. 2 Cent für waschen und bügeln. Im Rahmen eines Besuchs der größten Stadt Indiens machte ich dort einen Halt, um mich von einem dort arbeitenden Wäscher durch das Viertel führen zu lassen. Es war beeindruckend und gleichzeitig erschreckend, welche Arbeitsbedingungen hier herrschen.
"Der Tag geht früh los", meinte Rajid zu mir, der seit seinem 11. Lebensjahr tagtäglich Wäsche wäscht. Um ca. 04:15 Uhr steht er auf, isst eine Kleinigkeit an einem der tausend Straßenläden und begibt sich dann zum Dhobi Ghat. Er selbst wohnt mit 20 anderen in einer kleinen Hütte im angrenzenden Stadtteil. Um 04:45 Uhr wird eingeheizt! Warmes Wasser gibt´s nur am Morgen - in Bananenfässern auf Backsteinen mit allem was brennbar ist wird das Wasser erhitzt und gegen einen kleinen Obolus in die Waschbecken getragen. Rajid steht normalerweise wie alle anderen in einer Boxershort in seinem Becken, welches nicht ganz vier Quadratmeter hat. Er zahlt dafür 300 Rupien (4,20 EUR) Miete an die Stadt. An guten Tagen schafft er bis zu hundert Kleidungsstücke meinte er stolz zu mir, allerdings muss er dann auch von Morgens bis Nachts im Becken stehen. Wenn man sich genauer umschaut fällt auf, dass die Arbeiter nicht allzu gesund aussehen, doch sie sind sehr bescheiden. Da in Indien nach wie vor das Kasten-System greift, finden sich die meisten hier mit ihrer "Geburt" in die Kaste der Wäscher ab. Rajid ist nun 45 und kennt nichts anderes als das Leben mit der Wäsche. Er führt mich in alle Ecken seines Viertels, erzählt mit Begeisterung vom Fortschritt des Waschplatzes - seit dem es hier Strom gibt wird die Wäsche nun während des Monsuns in Trocknern getrocknet, gebügelt wird auch zum Teil mit Strom (das meiste aber noch mit Kohlen). Kinder springen zwischen den Wäschebergen herum, Katzen suchen vergeblich nach krümeln, faszinierend wie hier jedes Teil wieder an seinem richtigen Platz ankommen soll. Über eine rostige Leiter steigen wir hinauf auf eines der mit Eternit gedeckten Häuser, die in jedem Winkel belegt sind von Menschen. Oben angekommen, zwischen aufgehängten Laken und Arztkitteln, erweckt sich ein Gefühl in mir: Wie schön ist´s doch bei mir DAHOAM!!!!
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